Gesellschaft für integrative Lerntherapie e.V.

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Ausbildung zur Lerntherapeutin/zum Lerntherapeuten

Wir möchten Sie gerne für eine Ausbildung zur Lerntherapeutin in der GLT interessieren und im Folgenden über die Inhalte, den Ablauf und die Kosten unseres dreijährigen Ausbildungskurses informieren.

Lerntherapeutinnen/Lerntherapeuten betreuen Kinder, denen vom Jugendamt eine Eingliederungshilfe (nach § 35a SGB VIII) in Form einer Legasthenie- oder Dyskalkulietherapie bewilligt wurde.

Diese Kinder sind oftmals (stark) demotiviert, haben viele schulische Misserfolgserlebnisse erlebt, zeigen oftmals ein geringes Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein und halten sich für wenig selbstwirksam. Sie können Schwierigkeiten haben, zufrieden stellende Kontakte zu anderen Kindern aufzubauen, fühlen sich ausgeschlossen, werden wütend, können diese Wut nicht steuern oder ziehen sich ins Innere zurück.

Es ist deshalb wichtig, als Therapeut in Ruhe, wertschätzend und zielgerichtet zu agieren, sich dem Kind zuzuwenden, emotionale Nähe und Vertrauen aufzubauen, mit (möglicherweise auftretenden) Aggressionen, Konflikten und Blockaden professionell umzugehen und dabei kleinschrittig und – so genau wie möglich und nötig – in die Tiefe gehend zu arbeiten.


 

Eine Auswahl der Inhalte

Lerntherapie:

  • Wie schaffe ich es, durch mein Verhalten und die Rahmenbedingungen unserer Stunden mit dem Kind ein Lernbündnis herzustellen?
  • Welches Setting passt für mich in meinen Therapiestunden und dem Gesamtablauf der Therapie?
  • Wie sieht eine klientenzentrierte, therapeutisch wirksame Gesprächsführung in der Arbeit mit Kindern, Eltern und Lehrern aus (angelehnt an Carl Rogers)? Welche Vor- und Nachteile hat sie? Mit welchem Ziel und wie genau im Detail wende ich sie an?
  • Welche immer genauere Diagnose der Lernstörung kann ich – in Form von zu überprüfenden Hypothesen – vornehmen, wenn ich die sich beeinflussenden Faktoren „emotionale Situation des Kindes“, „Lernlücken des Kindes“ und „Reaktionen der Umwelt“ in ein Modell bringe? Welche Interventionsstellen in der Arbeit mit Kindern, Eltern und Lehrern sind möglich und erfolgsversprechend? Wie sieht dann eine Verhaltensmodifikation aus und welche (kleinen) Schritte unternehme ich, um verändertes, positiveres Verhalten (bei den Beteiligten) zu initiieren?
  • Wann und wie arbeite in therapeutischen Kleingruppen (aus zwei Kindern bestehend)?
  • Wie können Angstbewältigungsstrategien und Entspannungstechniken helfen?

Legasthenie-Therapie:

  • Wie fördere ich das Lesen? (z. B. Arbeit an phonologischer Bewusstheit/Artikulation/Sensomotorik/auditiver und visueller Wahrnehmung/Wortschatz/Grammatik; Arbeit an Phonem/Graphemzuordnung, am Aufbau und an der Verbesserung der Lesesynthese, der genauen und detaillierten Sinnentnahme und der Speicherfähigkeiten)
  • Wie fördere ich die Rechtschreibung? (z. B. Aufbau einer wirklich genau anzuwendenden rhythmisch-synchronen Mitsprechstrategie; Arbeit im lautgetreuen Bereich nach einem vierstufigen linguistischen Modell, im Regelbereich, mit dem Morphem-Prinzip und im Bereich der Merkwörter; Fehleranalyse)
  • Nach welchen Kriterien wähle und stelle ich (meine) Lesesätze/texte – individuell für das Kind – zusammen? Welche und wie viel Wörter eignen sich, um an einzelnen Fehlerschwerpunkten in der Rechtschreibung zu arbeiten?

Dyskalkulie-Therapie:

  • Wie baue ich ich Grundvorstellungen von Mengen, Zahlen, Operationen und Größen auf?
  • Wie baue ich durch eine handlungsgeleitete Erarbeitung (Rückgriff auf bekannte Aufgaben, Rechnen in Schritten…) tragfähige Rechenstrategien auf?
  • Wie gestalte ich das wiederholende Üben (materialgestützt, beziehungsreich, in Sachzusammenhängen, automatisierend…), bis die Basiskompetenzen dauerhaft, sicher und schnell verfügbar sind?

Ablauf:

Die berufsbegleitende theoretische und praktische Ausbildung beginnt im Januar 2024 und dauert 3 Jahre. Die Theorieanteile der Ausbildung umfassen insgesamt 264 Stunden (eine Stunde zu 50 Minuten), also 88 Stunden pro Jahr. Diese 88 Stunden verteilen sich auf Theorieblöcke zu je 4 Stunden und werden immer an einem Mittwochnachmittag (Zeiten: 16.00 Uhr bis ca. 19.30 Uhr in der Wilhelm-Weber-Straße 14) stattfinden. Wir möchten uns mit Ihnen gerne an 2 Mittwochnachmittagen jedes Monats (also dem ersten und dritten Nachmittag) treffen. Bei 8 Stunden pro Monat kommen auf diese Weise in 11 Monaten (bei einem Monat Sommerpause) insgesamt 88 Stunden zusammen.

Wir halten dieses Setting (langsamer, aber kontinuierlicher Aufbau von Therapiekompetenzen mit einem zweiwöchigem „Zwischenraum“, um Gelerntes in der praktischen Arbeit auszuprobieren) auch deshalb für sinnvoll, weil wir Sie schon bald bitten wollen (ca. nach den ersten zwei Monaten), mit einem Kind zu arbeiten. (Im Laufe der dreijährigen Ausbildung ist es möglich 4 – 6 Kinder zu therapieren.) Diese Therapiekinder werden wir Ihnen vermitteln, es werden Kinder sein, denen – nach der Testung in der Fachstelle für Leistungsdiagnostik – vom Jugendamt eine Eingliederungshilfe in Form einer ambulanten Legasthenie/Dyskalkulietherapie nach § 35a SGB VIII bewilligt wurde.

Dieser frühe Einstieg in die praktische Arbeit ist aus unserer Sicht wichtig, um – neben der genauen Arbeit im Lesen/Schreiben und Rechnen – die therapeutische Arbeit mit den Kindern zu erlernen und eigenes, immer wirksameres Therapeutenverhalten aufzubauen. Dabei brauchen Sie Unterstützung in Form von Supervisionssitzungen (jede Lerntherapeutin in Ausbildung hat insgesamt 48 Stunden in 3 Jahren, statistisch gesehen 16 Supervisionssitzungen pro Jahr). Um Sie nicht in eine falsche Richtung gehen zu lassen und eine größtmögliche positive Entwicklung Ihrer Fähigkeiten und die Ihrer Therapiekinder zu initiieren, ist die erste Supervisionsstunde spätestens nach der dritten Einzelstunde mit dem Therapiekind notwendig. Die weiteren, verpflichtenden Supervisionen werden wir dann – gerade in den ersten zwei Jahren der Ausbildung – engmaschig vereinbaren.

Wir möchten Ihnen nahelegen, sich in Lerntandems zu organisieren, d.h. zwei Leute arbeiten im Rahmen der Ausbildungszeit zusammen und unterstützen sich im Besonderen bei der praktischen Arbeit mit Kindern: Sie können gemeinsam einzelne Therapiestunden einer Auszubildenden zielgerichtet vorbereiten (möglicherweise Material suchen und/oder erstellen; die genauen Sachstände im linguistischen/mathematischen Bereich, den methodischen Aufbau der einzelnen Stunden und ein gezieltes therapeutisches (Gesprächs)Verhalten vorplanen und durchführen; die Stunde dadurch begleiten, dass der in einigen Therapiestunden zusätzlich anwesende und als Beobachter fungierende Tandempartner mitprotokolliert; und natürlich die abgelaufene Therapiestunde nachbesprechen). Es besteht zusätzlich die Möglichkeit, Supervisionsstunden als Lerntandem zu besuchen.

Es gibt aus unserer Sicht keine Verpflichtung, sich in Tandems zusammenzuschließen. Aber es bietet eine Chance, Lernfortschritte zu erzielen und die (Selbst)Wirksamkeit zu verbessern.


Kosten:

Bei 4 Teilnehmerinnen kostet die Ausbildung 280 Euro/Monat, – ein erst mal nicht gerade kleiner Betrag. Allerdings können Sie die Ausbildung gegenfinanzieren, wenn Sie mit „Ausbildungskindern“, die über die Jugendamtsbewilligung (meistens insgesamt 40 – 80 Stunden; sie betreuen über die gesamte Ausbildungszeit 4 – 6 Kinder)) kommen (und über uns als Ausbilder vermittelt werden), arbeiten: Ihr Stundensatz als auszubildende Therapeutin beträgt dann 35 Euro.
Sollten sich mehr als 4 Leute für die Ausbildung entscheiden, werden sich die monatlichen Ausbildungskosten natürlich verringern.


Kontakt:

Falls Sie Interesse oder konkrete Fragen haben oder ein Informationsgespräch verabreden möchten, dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf: